Aus: Der Buchstabe Dal
CXXXVII. (137)
Schön bist du geformet, o Herzensliebchen,
Deine Lippen gleichen Schirinens Seele,
Lieblich dünken Wangen und weiche Flaumen, mich,
Wie aus Ambrastaub ein Gezelt um Rosen. 1
Durch die Ankunft deiner Gedanken färbten
Meine Augenapfel sich roth mit Blut.
Deinen Locken ziemt es zu streuen Moschus,
Sina's Blasen haben den Ruf seit kurzem. 2
Ist dies ein Gesicht mit der Stirnenbinde, 3
Oder ist's der Mond im Plejadenkreise?
Alles ist Beschreibung unserer Liebe,
Was man von Schirin und Ferhad erzählet.
Sage das Geheimniß der Liebe, sag's mit
Wahrheit, o Hafis, denn man denket anders.
1 Der junge Bart ist ein
Ambrastaub, der die Rosen der Wangen wie ein Gezelte
beschattet.
2 Eigentlich
sind es deine Locken, welche den Moschusgeruch
ausstreuen, ich weiß nicht, warum seit einiger Zeit den
Bisamblasen diese Ehre zugemuthet wird.
3 Benid
kulah, das Haubenband, mit Juwelen und Perlen
besetzt, das den Kopf des Geliebten umgiebt, sein Gesicht
glänzt zwischen den Edelsteinen heraus, wie der Mond
unter den Plejaden.
Dieses Haubenband ward hernach zum Diademe, als welches
es die Schläfe unserer Schönen ziert.
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