Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

VI. (6)

Ich hoffe Gnade von dem Freund,
Ich habe zwar vor ihm gefehlt,
Er aber wird mir verzeihen.

Ich weiß er übersieht die Schuld,
Denn er ist schön wie die Peris
Und doch auch gut wie ein Engel.

So viel hab' ich geweint um Ihn,
Daß Jedermann zu mir gesagt:
Woher die Ströme der Thränen?

Ich spielte Ballen mit dem Kopf
Vor deinem Haus; wer kennt das Haus,
Die Ballen, wessen sie seyen?

Dein Haar schlägt todt, und redet nicht.
Wer wagt es wohl mit deinem Haar
Noch Widerrede zu führen!

Vor vielen Tagen kam zu mir
Von deinem Lockenschmuck ein Duft,
Noch riecht das Herz von demselben.

Dein Mund ist nichts, ich seh ihn nicht,
Und deine Mitte ist ein Haar.
Ich weiß nicht welches der Haare.

Dein Bild im Auge wundert mich,
Ich wasche es mit Thränen stets,
Und doch wird’s nimmer verwischet.

Hafis! zerstört ist dein Gemüth –
Doch sey es; ward es ja zerstört
Vom Duft der Locken des Freundes.

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