Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CXLVII. (147)

Mein Loos war's nicht,
Von deinem Degen ermordet zu werden;
Doch lag die Schuld
Nicht an dem Zauber der Wimpern der Augen.

Geliebter sag,
Von was für einem Gestein ist dein Spiegel,
Daß auch mein Ach! 1
Auf ihn die Wirkung des Eindrucks verfehlet?

Ich Närrischer!
Von Lockenbanden befreyt' ich mich selber;
Nun ist's wohl recht,
Daß ich in Ketten gefesselt erscheine.

Es sproßet nicht
Auf Fluren eine Cypreße dir ähnlich.
Auf dieser Welt
Giebt es kein schöneres Gebild, als du bist.

Damit ich wie
Der Ost zum Wuchse des Haares gelangte,
Verbrachte ich
Die Nacht von gestern mit Weinen und Klagen.

Ich hob erstaunt
An Schenkenthüren den Kopf in die Höhe,
Indem ich dort
Nicht einen, der dich gekennet, gefunden.

O Trennungsgluth,
So viel hab' ich von dir schon vernommen,
Daß Kerzen gleich
Mir nichts, als selbst zu vergehen, erübrigt.

Es ist Hafis
Von dir entfernet ein Beispiel der Strafe,
Die zu verstehn,
Wahrhaftig weitre Erklärung nicht noth ist. 2

1 Mein feuriges Ach! schmilzt Metalle und Kieseln, von welchem Metall, von welchem Glase ist dein Spiegel, deine Schönheit, daß meine brennenden Seufzer nicht einmal einen Eindruck darauf hinterlassen, daß er auch nicht einmal nur im geringsten davon anläuft.

2 Ich leide Höllenpein. Sonst erklärt man gewöhnlich, in was einst die Höllenpeinen bestehen werden, die meinige bedarf einer solchen Erklärung nicht, sie ist selbst klar.



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