Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CLVIII. (158)

Das Geheimniß deiner Liebe,
Dreht sich mir im Kopfe,
Siehe, was im irren Kopfe
Es für Wirbel dreht.

Wer dem Schlägel deiner Locken 1
Angeknüpft das Herz,
Oberst unten, unten oberst
Herz und Sinne dreht.

Hat mir gleich mein Vielgeliebter
Schaden angethan,
Sich mein Herz doch seinetwegen
Um die Treue dreht.

Von des Himmels schweren Leiden
Und dem Gram der Zeit,
Ward das Hemde der Geduld mir
Hundertmal gedreht.

Theils aus Schwäche, theils durch Weinen
Ist mein armer Leib
Wie der neue Mond gekrümmet,
Der dort Finger dreht. 2

Lange Zeit schon ist's, daß meines
Innern Nachtigall,
Fern vom Rosenbeet der Wangen
Ohne Zweig sich dreht.

Oft genug hab' ich gesaget,
Geh' der Lust nicht nach,
Eine Lust ist's, welche dich im
Sündenwirbel dreht.

Manchen giebt es, der mir ähnlich,
Ihres Wuchses halb,
Und der Rosenwangen wegen
Sich im Wirbel dreht.

Wie der Ostwind steht Hafisens
Herz vor deinem Gau,
Denn ein Kranker ist es, der sich
Um Arzneien dreht.

1 Der Schlägel der Locken, welcher das Herz forttreibt, eine vom Maille-Spiel, das in Persien einheimisch ist, hergenommene Anspielung.

2 Den Finger dreht, weil der Neumond, wenn er das erstemal sichtbar wird, einem gekrümmten Finger ähnlich sieht.



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