Aus: Der Buchstabe Ta
VII. (7)
Die Wunderkraft, von der ein Frommer spricht:
Dies ist die Nacht der Sterne,
Welcher o Herr! hat sie gebracht!
Wie soll in dieser leichten Reiterschaar
Mit Salomo ich reiten,
Ich, dem zum Gaul die Ameis dient. 1
Damit die Unverdienten nicht dein Haar
Berühren, schrei'n die Herzen.
Jeglichen Rings o Herr! o Herr!
Ich bin entseelt vom Grübchen deines Kinns;
Denn tausend Herzen liegen
Unter dem Reife deines Kinnes.
Den Spiegel meines Ritters hält der Mond,
Die Sonne ist des Hufes
Staub nur von seinem Schlachtenroß.
Den Widerschein der Wangen schau doch an,
Die Sonne zittert blos aus
Sehnsucht nach diesem Widerschein.
Ich will vom Glas und vom Rubin des Freund's
Nicht lassen. Frommer! halt' dies
Glaubensbekenntniß mir zu gut.
Wo trinkt der Rabe meines Kiels?
Bey Gott! aus seinem Schnabel
Träufet des Lebens Quell hervor.
Er, der mit seiner Wimpern Pfeil'
Verwundet, giebt Hafisen
Lächelnden Mundes Seelenkraft.
1 Salomon ritt, nach der
orientalischen Sage, gewöhnlich auf dem Ostwind; wie
könnte also der Dichter, der nur eine Ameise reitet, mit
dem Geliebten, der ihm Salomon ist, in die Wette reiten?
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