Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Schin

X. (10)

Gestern sagte zu mir ein Vielverständiger heimlich:
Nimmer birgst du vor mir heimliche Dinge des Wirths.

Weiteres sprach er zu mir: Erleichtere Alles dir selber,
Denn es fällt ja diese Welt immer den Schweren zu schwer.

Einen Becher gab er mir dann, von dessen Gefunkel
Venus zu tanzen begann; trinke, so sagt' er dazu.

Trinke, höre den Rath, mein Sohn, daß die Welt dich nicht kümmre;
Wohl ein köstliches Wort, wenn du's zu fassen vermagst.

Blutet dein Herz, doch lächle die Lippe dir ähnlich dem Glase,
Ist dein Inneres wund, tanze mit Lautengetön!

Du erfährst kein Geheimniß bis du nicht Freundschaft beginnest,
Denn in Unheilige dringt himmlische Kunde nicht ein.

In dem Gemach der Liebe geziemt es sich nimmer zu sprechen,
Jedes der Glieder sey dorten nur Auge, nur Ohr.

In dem Kreise der Weisen, sich selbst zu loben geziemt nicht;
Du sey kundig des Worts, oder erzeige dich stumm.

Schenke gieb mir den Wein, Hafisens Trunkenheit kennet
Er, der den Koran besitzt, Er, der gelinde Wesir.


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