Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

XV. (15)

Rosen am Busen! Wein in der Hand,
Die Liebste nach Willen!
Dann sind Kaiser meine Sklaven
Weg mit den Lichtern, traget sie weg!

In dieser Versammlung
Scheinet heut der Liebsten Vollmond.
Wein ist erlaubt nach unserm Gesetz;
Doch ohne dein Antlitz

Rosenceder ists verbothen.
Rosengeruchs bedürfen wir nicht,
Es duften die Seelen
Vom Geruche deiner Locken.

Lautengetön erfreut das Ohr
Das Auge verweilet
Auf den Lippen, auf dem Glase.
Rede mir nicht vom Zuckergebäck!

Der Zucker der Lippen
Ist der höchste meiner Wünsche.
Seit im verstörten Busen der Schatz
Des Kummers verwahrt liegt,

Liege ich verstört in Schenken.
Sprich von Schimpf nicht, Schimpf ist mein Ruhm.
Was fragst du vom Ruhme?
Ruhm ist mir zum Schimpf geworden.

Rauschig und taumelnd schmachtenden Blicks
Durchzieh' ich die Straßen,
Zeige sich, der mir nicht gleichet!
Saget hievon der Obrigkeit nichts

Begabet mit Trinklust
Ist sie selber anzuschauen.
Bleibe nicht ohne Liebchen und Wein
Hafis bei dem Feste
Zu der Zeit der Rosenblüthe.

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