Aus: Der Buchstabe Mim
XII. (12)
Du bist der Morgen, ich die Lampe,
O lächle nur und ich vergehe,
Gebrannt hat mich die Veilchenlocke,
Daß Veilchen meinem Grab entblühen. 1
Mein Kopf lag auf der Hoffnung Schwelle,
Du hast mir deinen Blick entzogen.
Wie dank ich dir o Herr des Schmerzens,
Du bleibst bei mir am Sterbetage.
Ich bin der Sklav' des Augeapfels,
Der über meine Leiden weinet.
Mein Abgott liebeäugelt immer,
Doch Keiner schauet, was ich schaue.
Hafis besucht dein Grab die Freundinn,
Das Leichentuch wirst du zerreißen.
1 Dein Veilchenhaar hat einen so
tiefen Eindruck auf mein Herz gemacht, daß auf meinem
Grabe noch Veilchen entblühen werden aus Sehnsucht nach
deinem Haar.
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