Aus: Der Buchstabe Mim
XX. (20)
Gott bewahr! zur Zeit der Rosen,
Auf den Wein Verzicht zu thun.
Ich der mit Verstande prahle,
Wie vermöcht' ich dies zu thun?
Ha! wo ist der Sänger! alle
Tugend und Bescheidenheit
Will ich bei dem Ton der Flöte
Und des Saitenspiels verthun.
Mich erschrecken nicht die Sünden,
Denn am Tage des Gerichts
Wird man durch die Huld des Herrn
Sünden aus dem Buch austhun.
Ha! wo ist der Both' des Morgens,
Denn die Klagen dieser Nacht
Soll er jenem Freund des Glückes
Meinerseits zu wissen thun.
Einstens ward der Staub des Körpers 1
Abgeknetet mit dem Wein,
Sagt, was fodert Ihr, ihr Tadler,
Kann darauf Verzicht ich thun.
Diese mir gelieh'ne Seele, 2
Die ich von dem Freund erhielt,
Will sobald ich ihn nur sehe,
Ich sogleich beiseite thun.
1 Meine Bestimmung von Ewigkeit
her, ist zu trinken; Was kann ich dafür ihr Tadler.
2 Meine
Seele gehört nicht mein, sondern dem Freunde, dem ich
sie entliehen habe, und dem ich sie alle Augenblicke zu
opfern bereit bin.
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