Aus: Der Buchstabe Mim
XLII. (42)
Jahre lang hab' ich den Schüler
Der Betrunkenen gemacht,
Endlich hab' ich die Begierde
Zum Gefangenen gemacht.
Ich trat nicht allein die Reise
Zu dem Nest des Anka an, 1
Denn ich habe mit dem Vogel
Salomon's den Weg gemacht.
Trinken oder mäßig leben
Stehet nicht bei mir, bei dir.
Was der Ewige befohlen,
Dieses habe ich gemacht.
Sieh, von seiner ew'gen Gnade
Hoffe ich das Paradies,
Wenn ich gleich an Schenkenthüren
Oft den Hüter hab' gemacht.
Daß noch meinem alten Kopfe
Jusufs süßer Mund liebkos't,
Ist ein Lohn, um den in Zellen
Ich mich hab' verdient gemacht.
Wirf auf's wunde Herz den Schatten,
Meines Wunsches höchster Schatz!
Denn es hat mein Haus die Liebe
Ganz dem Boden gleich gemacht.
Reuig bin ich, denn ich habe
Nicht geküßt des Schenken Mund,
Dummen lieh ich Ohren, leider!
Dieses hab' ich dumm gemacht.
Such' auf ungewohnten Wegen
Zu erreichen deinen Wunsch,
Denn zerstreute Locken haben
Mich versammelt erst gemacht.
Sitz ich im Diwan der Liebe
Oben an, so staune nicht.
Jahre lang hab' ich den Diener
Von des Diwans Herrn gemacht.
Stehe auf am frühen Morgen,
Suche, wie Hafis, dein Heil,
Durch den Koran hab' ich alles
Was mir je gelang, gemacht
1 Anka oder Simorg,
der in Gegenden am Berge Kaf wohnet. Als Wegweiser
dahin dient dem Dichter der Vogel Salomons, d.i. der
Wiedhopf, der dem weisen Könige zum Kundschafter in
seinem Liebeshändel mit der Königin von Saba diente.
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