Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

LI. (51)

Vom Wirthe hab' ich ein Fetwa,
Ich traf die Uebereinkunft,
Daß Trinken dort verboten sey,
Wo sich kein Liebling findet.

Ich möchte diese Gleisnerey
Zerstören! was zu machen!
Der Umgang mit den Fremden ist
Für mich die größte Strafe.

Ich hoffte, daß mein Liebling einst
Mir Hefen geben werde,
Deßwegen blieb ich Jahre lang
Am Thor der Schenke stehen.

Vielleicht entfloh mein langer Dienst
Aus seinem Angedenken.
O Ostwind führ' den alten Bund
Zurück ihm ins Gedächtniß!

Nach hundert Jahren, wenn dein Duft
An meinem Grabe wehet,
Wird aus dem Staube mein Gebein
Zum Tage sich erheben.

Es hat mit Hoffnungen der Freund
Zuerst mein Herz geraubet,
Doch eine gütige Natur
Vergißt nicht ihr Versprechen.

Zur Knospe sag: betrüb' dich nicht
Daß man dich so gebunden.
Der Ostwind und der Morgenhauch
Sind da, dich aufzulösen.

Zu andern Thüren bring den Wunsch,
O Herz, von der Genesung,
Es wird der Liebe Krankheit nicht
Durch Arzneien geheilet.

Dein Kapital sey Wissenschaft,
Du kannst es mit dir tragen,
Denn Gold und Silber sammeln laß,
O überlaß es Andern.

Des Teufels Reizungen sind stark,
Doch hab' ich Gott zum Freunde,
Und hab' ich Gott zum Freunde nicht,
Was kann der Teufel nützen?

O danke Gott, Hafis! wenn's Dir
An Gold und Silber mangelt,
Ist denn des Wortes Anmuth und
Gerader Sinn nicht besser?


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