Aus: Der Buchstabe Ta
XIX. (19)
Ins Kloster kam mein Freund, das volle Glas in Händen,
Von Wein, die Anderen von seinen Augen trunken.
Der neue Mond erglänzt am Hufe seines Pferdes,
Die Pinien sind klein, verglichen seinem Wuchse.
Mir nicht bewußt, wie kann ich sagen, daß ichs bin,
Und daß ich ihn nicht schau', wenn ich ihn stets
anschaue?
Des Kreises Licht erlöscht, so bald er geht von hinnen,
Und wenn er kommt, verstummen die Beschwörenden. 1
Der Moschus riecht von der Berührung seines Haares 2
Die Braunenschminke krümmt sich nach den schönen Augen.
O komm' zurück, dann kommt Hafisens Jugend wieder,
Wiewohl der Pfeil nicht wiederkehrt zum Bogen.
1 Eh' er kommt, seufzen die
Verliebten, und beschwören den Himmel, wenn er geht,
verlöschen die Leuchten der Seelen.
2 Galie
ist die Schminke des Haars, und Besme die der
Augenbraue. Jene hat ihren Geruch von seinen Haaren.
Diese hat die Tugend, schöngekrümmte Brauen zu
zeichnen, weil sie die seinigen bedeckt hat. Galie
und Besme gehören in das Heft der Heft,
d.i. zu den sieben kosmetischen Mitteln, aus welchen der
Plejaden Kranz des persischen Brautschmucks besteht.
Diese sind: 1) Henna, zinnoberrothe Schminke für
die Nägel. 2) Galie, Pomade für die Haare. 3) Besme,
Moschussalbe für die Augenbrauen. 4) Kohol,
schwarzes Augenpulver unter die Augenlider gestrichen. 5)
Rosenrothe Schminke der Wangen. 6) Armbänder und 7)
silberne Ringe an den Fußknöchel.
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