Aus: Der Buchstabe Mim
LIII. (53)
Ha! er zertrat mich, er hat mich zum Staube des Weges
erniedrigt.
Aber ich küsse den Staub, fleh' um Vergebung den Fuß.
Ueber dich beklag' ich mich nicht, bewahre der Himmel!
Denn ich bin dein Sklav, wünsche dir Segen als Knecht.
Meine Hoffnung ist an die langen Haare geheftet,
O verkürze du mir nimmer die Hände der Lust!
Ich bin ein Stäubchen des Staubs, bei dir ist's mir so
behaglich,
Doch ich fürchte, mein Freund, daß mich der Wind nicht
entführt.
Freilich gehör' ich sonst zum Kloster der höheren
Welten,
Aber mein Unterpfand ist jetzt in dem Schenkengelag'.
Morgens hat mir der Wirth das Glas der Welten gegeben,
Und von deinem Reiz mir dazu Kunde gebracht.
Auf! mit mir, der am Wege ich sitze, wir gehen zur
Schenke,
Daß du Zeuge seyst, was mir für Ehre gebührt.
Trunken giengst du vorbei, und dachtest nicht deines
Hafisens.
Wehe! wenn mein Ach! etwa ergriffe dein Kleid. 1
Angenehm war's, als am Morgen der Größte der Fürsten
selbst sagte:
Samt der Herrschaft bin ich Turanschahs Diener und
Knecht. 2
1 Du giengst bei mir vorüber,
ohne mich wahrzunehmen. Wie? wenn die Gluth meiner
brennenden Seufzer, wenn die Flamme meines Ach! dein
Kleid ergriffen, und in Brand gesteckt hätte.
2 Turanschah,
der Großwesir Sultan Mansurs. Vermuthlich bezieht sich
dieß auf ein Wort des Sultans, der die hohe Achtung für
seinen Wesir durch ein ähnliches Wort an den Tag legen
wollte.
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