Aus: Der Buchstabe Mim
LVIII. (58)
Ich bin ein Freund von schönen Wangen,
Von seinem Haar,
Ich bin verliebt in trunkne Augen,
In reinen Wein.
Du sprachst: wir kennen uns von ewig,
Nun sag' ein Wort,
Ich sprach: Ich sag' es gern, doch trinken
Wir eh ein Glas.
Es kümmert sich um Gluth und Flammen
Die Liebe nicht.
Ich bin gerade wie die Kerze,
Fürcht' nicht die Gluth.
Ich bin ein Mann des Paradieses,
Doch auf der Welt
Bin ich durch Liebe schöner Knaben
Gar tief verstrickt.
Wenn noch einmal mein gutes Schicksal
Zum Freunde führt,
So kehr' ich mit Hurienlocken
Den Teppich ab.
Schiras ist rother Lippen Bergwerk,
Der Schönheit Quell,
Ich Münzeloser bin deßwegen
So sehr verwirrt.
Ich hab' so viele trunkne Augen
Allhier gesehn,
Daß ich nun keinen Wein mehr trinke,
Und trunken bin.
Die Stadt ist von den Schmeicheleien
Der Schönen voll.
Ich habe Nichts, sonst kauft' ich gerne
Dieselben aus.
Hafis! es lüstet mich zu sehen
Den Reiz der Braut,
Allein ich habe keinen Spiegel,
Drob seufze ich.
Hafis ist von der Gluth der Dummen
Ganz angebrannt,
Wo ist der Schenke, daß er gieße
Ins Feuer Fluth.
|