Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Elif

III. (3)

Schenk! erleucht' mit dem Licht des Weins den Becher,
Sänger singe; nun geht's nach unsern Wünschen.

Ich erblick im Pokal der Wangen Abglanz.
Wiß es, der du nichts weißt vom Glück des Trinkens.

Rausch und Trunkenheit ziemt dem Aug des Freundes;
Deßhalb raubt mir der Rausch so Zaum als Zügel.

Dieser Schmächtigen Reiz gefällt so lang nur, 1
Bis sich meine Cypreß mit Schwanken nahet.

Wessen Zunge die Lieb' beseelet, stirbt nicht.
Ewig bleibet mein Ruhm im Weltenbuche.

Ich befürchte, daß nicht am jüngsten Tage
Priesterbrod und der Wein von gleichem Werth sey.

Ostwind, gehst du vorbei beim Rosenhaine,
Gieb doch Kunde von mir dem treuen Freunde.

Du Aetherische Fluth, und du o Mondschiff, 2
Ihr verschwindet zugleich in seiner Großmuth.

O mein Auge verstreu' das Korn der Thränen,
Daß sich fange im Netz der Wollust Vogel.

1 Nur so lange gefällt mir der hohe Wuchs anderer Schönen, bis er von dem der meinigen verdunkelt wird.

2 Das Meer des Aethers und das Mondschiff sind so klein in Vergleich mit der Großmuth Hadschi Kawam's, daß sie beyde in derselben versinken. Dieser Hadschi Kawameddin (denn es waren ihrer zwey) war nach Sudi der Wesir des Sultan Hasan des Ilchanier und seines Sohnes Oweis, dessen Tod von Hafis, durch ein Chronograph gefeiert ward, und der gewöhnlich der grosse Kowam genannt wird. Derselbe, der die Schule für Hafis erbaute.


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