Aus: Der Buchstabe Ta
XXI. (21)
Ein Rubin, der nach Blute dürstet,
Sind die Lippen des Freundes,
Sie beschaun und die Seele opfern
Ist mein Geschäft.
Wer geseh'n, wie der Freund die Herzen
Raubt, und mich dann noch schmähet,
Schäm' sich hoch vor den Augen, vor den
Wimpern des Freunds.
Leite Führer des Wegs! mich nicht zu
Diesem Thore hinaus,
Meines Geliebten Wohnort
Liegt an dem Wege.
Ich bin meiner Bestimmung Sklave
In der Theurung der Treu'
Zog mich jenes betrunknen Sklaven
Liebe zu sich.
Die Gewürze der Rose und ihr
Ambra hauchender Kelch
Sind von meinem Gewürzkrämer 1
Nur ein Geruch.
Gärtner wehre mir nicht, den Eintritt
In den Hain, wo dem Ost
Seine Rosen entblühen durch Thränen
Wie mein Granat. 2
Rosenwasser und Kandel bei des
Freundes Lippen hat mir
Angeschafft die Narzisse als des
Siechenden Arzt. 3
Wißt, Hafis hat des Liedes Feinheit
Und den Wohllaut gelernt,
Von dem lieblichen, süße Rede
Kosendem Freund.
1 Der Gewürzkrämer ist der
Freund, der süsse Wohlgerüche aushauchet.
2 Die Rosen des Hains blühen
durch die Thränen des Himmels. So blüht der Granatapfel
meines Auges, das ist mein rothgeweintes Auge durch
Thränen.
3 Die Narzisse, das ist das Aug'
meines Freundes, gab mir durch einen Wink Erlaubnis, an
seinem Mund und Lippen Rosenwasser und Kandelzucker zu
hohlen, wie aus der Apotheke als Arznei zur Erleichterung
meiner Schmerzen.
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