Aus: Der Buchstabe He
XIII. (13)
Es ist die Zeit des Festes, der Rosen,
O Schenke bring' Wein!
Wer setzte je zur Zeit der Rosen
Ein leeres Glas hinweg?
Durch die Enthaltsamkeit, durch's Fasten
Verengte sich mein Herz,
O Schenke, gieb voll Wein den Becher,
Es thut sich wieder auf.
Den Frommen, welcher den Verliebten
Noch gestern Lehren gab,
Erblickte ich von aller Sitte
Entblöset und berauscht.
Benütz' in diesen Rosentagen
Froh die Gelegenheit,
Und bei den Schenken suche Wonne,
Bist anders du verliebt.
Die Rosen sind vorbeigegangen,
Was sitzt ihr träge da?
So ohne Lautenspiel und Leyer,
So ohne Freund und Glas!
Weißt du, was bei dem Morgentrunke
So schön und lieblich scheint?
Der Widerschein der Schenkenwangen,
Der in den Becher fällt.
Die Sänger stimmen wohl die Saiten,
Wenn in des Prinzen Kreis
Er von Hafisens Hochgesängen
Etwas zu spielen denkt.
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