Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

V. (5)

Düfte des Weins sind gekommen, und meine Begier ist gewachsen,
Ha! wer bringt von mir freundliche Grüße zu Saad! 1

Immer ist es ein Glück zu vernehmen Kunde vom Freunde,
Für den Staub der Thür' werde geopfert mein Geist.

Komm' am Abend der Fremden, und schau' mein Auge voll Thränen,
So schwimmt reiner Wein in dem kristallnen Gefäß.

Wenn ich bräche den Mund und hin nach Eden mich sehnte,
Fliehe von mir der Schlaf, fliehe der schmeichelnde Traum!

Lang' ist's wahrlich nicht mehr bis zu dem Tage der Trennung,
Denn ich erblickte schon über den Hügeln das Zelt.

Selig der Augenblick, wo ich dich einstens begrüße,
Wo ich dir sage: gegrüßt! Sey mir von Herzen gegrüßt!

Weinet der Vogel des Glücks im Garten genannt Sileroki, 2
Wird die Taube doch nicht weinen im Garten von Saad.

Bald, o bald, so hoff' ich, erblick' ich ein besseres Schicksal,
Herrschen erfreuet dich, mich dir gehorsam zu seyn.

Wenn ich gleich Nichts besitze, das werth ist des Umgangs der Fürsten,
So erlaube mir doch, daß dein Bedienter ich sey.

Ferne bin ich von dir, und irre herum in der Fremde,
Ob ich gleich den Mond niemals im Vollschein geseh'n.

Deine Verse, Hafis, sind Perlen süßer Sorbete,
Uebertreffen gar manchmal die Verse Nisami's. 3

1 Saad der Name eines arabischen Mädchens; deßhalb ist dieses Gasel auch halb arabisch und halb persisch.

2 Silerack ein fruchtbares Thal im gebirgigten Theile Arabiens.

3 Nisami einer der vorzüglichsten romantischen persischen Dichter.


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