Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

XXVII. (27)

Gott hat deiner Augenbrauen
Schöne Formen gebunden,
Er hat meines Lebens Freude
An dein Lächeln gebunden.

Er hat mich und die Cypreße
In die Erde gesenket, 1
Seit er den Narzißenstiel nach
Deinem Wuchse gebunden.

Hundert Herzensrosen werden
Durch den Ostwind eröffnet,
Die durch Sehnsucht verbunden.

Deine Banden trag' ich, und der
Himmel ist es zufrieden,
Doch umsonst! der Faden ist an
Deinen Willen gebunden.

O zerdrück' mein armes Herz nicht,
Wie den Beutel des Moschus,
Denn es ist mit deinen Locken
Kraft Verträgen verbunden.

Ach du schenkest auch andern Leben,
Zarter Hauch des Genusses, 2
Sieh den Irrthum, sieh ich glaubte
Mich an Treue gebunden.

Deiner Strenge müde sprach ich:
Aus der Stadt will ich fliehen,
Flieh Hafis, so sprachst du lächelnd,
Flieh, dein Fuß ist gebunden.

1 Ich und Cypreße versinken in Staub aus Schaam vor seinem Narzißenwuchse.

2 Du bist der Hauch des Lebens, aber ach! du belebst nicht mich allein, sondern auch Andre, du bist mir untreu.



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