Aus: Der Buchstabe Ja
XIII. (13)
Was man vom Paradies erzählt,
Ist eine Fabel deines Gaues,
Was von Huris man uns erzählt, 1
Das gilt von deinen Wangen.
Des Herren Jesus Wunderhauch
Geht aus von deinen Lippen,
Und deines Mundes Welle ist 2
Das Lebenswasser Chisers. 3
Ein jedes Stück von meinem Herz
Ist eine Gramgeschichte,
Und jede Zeile deines Sinns
Ist auch ein Vers im Himmel. 4
Wie würde von der Rose wohl
Der geist'ge Kreis gewürzet,
Wenn sie getreu zu bleiben dir
Sich vorgesetzt nicht hätte.
Ich bin verbrennet aus Begier
Nach meines Freundes Staube,
Erinnre dich, o Morgenwind,
Daß du uns nicht beschützest.
Erscheint mir in der Hölle Gluth
Der Zauber deines Bildes,
Ich werde über Höllengluth,
O Schenke, drum nicht klagen.
Des angebrannten Herzens Duft
Ist überall verbreitet,
Es wirket meines Innern Brand
Daher nach allen Seiten.
O Herz, umsonst verlorest du
Die Wissenschaft, das Leben.
Ein großes Kapital war dein,
Doch warst du nicht zufrieden.
Errathest du Hafisens Wunsch,
Wenn Er dir spricht von Leiden,
Von dir ist's eine Schmeichelei,
Vom Kaiser ist es Gnade.
1 Die ganze Sage von der
Schönheit der Huris ist ein bloßer Kommentar
deiner Schönheit.
2 Die
Wellenlinie des Mundes.
3 Der
Mund ist der Quell des Lebens, den Chiser, wie
bekannt, im Lande der Finsterniß hütet.
4 Ein
Vers vom Worte Gottes, von Ewigkeit her erschaffen, wie
die Verse des Korans.
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