Aus: Der Buchstabe Ja
XX. (20)
Bei Taubengegirr und Bülbülengesang
Wenn nüchtern du bleibest, wo ist denn Arzney!
Enthüllt sind die Rosen, es klagen die Vögel.
O gieb aus den Händen das Glas nicht. Ey, Ey!
Du hast in der Hand die belebende Fluth,
O trinke; denn alles belebet die Fluth. 1
O sammle des Frühlinges Farben und Duft.
Es kommen die Räuber des Winters hernach.
Nichts schenket die Zeit, was sie wieder nicht nimmt,
Was Niedrige geben, ist niedrig und schlecht.
Wann hatte Regierung und Herrschaft Bestand?
Von Salomons Throne blieb nur das Gerücht,
Für Erben zu scharren ist Sünde fürwahr.
Beim Laute der Schenken, der Trommeln des Rohrs.
Es stehet geschrieben am himmlischen Thor
Weh dem, der vom Schicksal betrügen sich läßt.
Freigebigkeit giebt's nicht, drum drehet das Wort,
Und trinket mit Wein die Gesundheit Hatems. 2
Es sieht auf des Geizigen Duft nicht der Herr,
Ergreife den Becher, Hafis, auf mein Wort.
1 Eigentlich das Wasser macht
alles lebendig, ein arabischer Spruch, der bis zum
Ueberfluß auf den Inschriften der meisten Fontainen zu
Konstantinopel und in andern orientalischen Städten
wiederholet ist.
2 Hatemtai
der Freygebigste der Araber.
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