Aus: Der Buchstabe Ja
XXVI. (26)
Ich habe die Bogen eines Monds
In's Aug' gezeichnet,
Ich habe einen jungen Bart
Mir vorgebildet.
Ich hoffe, daß der Freiheitsbrief
Des Liebespiels,
Versiegelt wird mit dem Tugra, 1
Der Augenbrauen.
Mein Kopf entfloh, mein Auge brennt
Voll von Erwartung,
In einen trauten Freundenkreis
Geführt zu werden.
Betrübet ist mein Herz, ich will,
Mein Kleid verbrennen,
O kommet, kommet zu mir her
Und schauet, schauet!
Hier, wo die Schönen insgesammt
Mit Schwertern morden,
Sey nicht verwundert, wenn ein Kopf
Hinfällt zum Fuße.
Ich, dessen Haus erleuchtet ist
Vom Glanz des Mondes,
Wie könnte ich denn tragen Scheu
Vor Sternenschimmer?
Ich habe meines Herzens Zaum
Jemand gegeben,
Der vor den Kronen, vor dem Thron,
Nicht Scheu und Furcht hat.
Was ist die Trennung, was Genuß?
Begehr' Erlaubniß,
Denn jeder Wunsch, den du sonst thust,
Geht in die Lüfte.
Macht, wenn ich sterbe, meinen Sarg
Aus Cedernholze,
Ich bin gestorben an dem Brand
Von einer Ceder.
Die Fische streuen Perlen aus
Aus Lust und Sehnsucht,
Sobald das Schiff Hafisens sich
Dem Meere nahet.
1 Tugra Monogramm des
Sultans, das an der Spitze der Befehle statt des Wappens
und Siegels gesetzt wird, und dessen geschweifte Striche,
welche die G und N des Wortes Sultan vorstellen, mit den
Augenbrauen verglichen werden. Der Staatsbeamte, in
dessen Büreau die Monogrammen den sultanischen Befehlen
vorgesetzt werden, heißt auf arabisch Tevkii und
auf türkisch Nischantschi. Der Nischantschi Baschi
ist also der Staatssecretair für die Monogramme, und
nicht der oberste Siegelbewahrer, wie man denselben
gewöhnlich irrig übersetzt.
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