Aus: Der Buchstabe Ja
LVIII. (58)
Dir sey die Seele geweiht, du bist der Seele Geliebter;
Dir sey der Kopf geweiht, oder er bleibe verwirrt!
Leicht vermag ich fürwahr nicht aufzusteh'n von der
Thüre!
Schwere Dinge gescheh'n nicht auf so leichte Manier.
Rohe haben nicht Kraft dem Schmetterling gleich zu
verbrennen,
Zarten kommt es nicht zu, Seelen aus Lieb' zu verstreu'n.
Ohne dich auf Ruh zu gedenken ist eitles Beginnen,
Umverschämt mit dir können Verirrte nur seyn.
Was ich im Herzen verschloß, ward durch die Werber
verrathen,
Und verborgenes Wort bleibet mit nichten versteckt.
Pflanze den Stamm von deinem Wuchs in die Quelle des
Auges,
Daß auf immer frisch thränengewässert er sey.
Eines Tages gewahrt' ich mein Herz im Haare der Locken,
Sage, wie gehts, sprach ich, und wie befindest du
dich?
Mußt du nicht, antwortet das Herz, mein Schicksal
beneiden,
Fürstenrang und Loos ist nicht den Bettlern beschert.
Dir geziemt's nicht, Hafis, mit uns das Gespräch zu
beginnen,
Wache zu halten im Gau müße genug seyn für dich.
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