Aus: Der Buchstabe Ja
LXX. (70)
Fodre Wein, und streue Rosen,
Alles von der Welt zu fodern;
Sprach zur Nachtigall die Rose
Auf der Gartenflur. Was sagst du?
Giebt es auf der Welt was Bessers,
Als mit Schenken und mit Mädchen
Lippen fassen, Wangen küssen,
Nektar trinken, Rosen riechen!
Schreit' einher, mein holder Buchsbaum,
Wandle durch die Rosenbeete,
Daß von deines Glanzes Anmuth
Die Cypresse Haltung lerne.
O mein süßes Rosenzweiglein,
Du bewegst dich in dem Kreise,
Um zu wählen, wem soll werden
Der Genuß der Rosenknospen.
Sieh', es ist des Herzens Kerze
Ausgesetzet jedem Winde,
Deine übergroße Güte
Wird gewiß des Flämmchens schonen.
Diese Locken, deren Ringeln
Sina's Moschus überdüften,
Würden mir noch süßer duften,
Wär' es Duft von gutem Herzen.
Meine Lieder bringen alle
Vögel in den Hain des Schahes,
Du, o Nachtigall erscheine
Mit Hafisens neuen Liedern.
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