Aus: Der Buchstabe Ja
LXXVIII. (78)
Es ist gewiß, daß wenn der Schenke
Mir diesen Wein in's Glas schenkt,
Er alle hochgelehrte Weisen
In einen ew'gen Rausch wirft.
Und daß wenn er auf diese Weise
Das Haarnetz unter's Maal stellt,
Er viele Vögel des Verstandes
In dieses Netz hineinwirft.
O dreimal selig der Betrunkne,
Der seiner nicht bewußt ist,
Ob Turban oder Kopf im Rausche
Er zu dem Fuß des Freund's wirft.
Es wollte zwar der fromme Klausner
Der Liebe sprechen Hohn,
Doch wird er reif, wenn er die Blicke
Hin auf den rothen Wein wirft.
Bei Tage hüte dich vom Trinken,
Indem der Tagesrausch
Den Geist, der hell ist, wie ein Spiegel,
In tiefes Grau'n der Nacht wirft.
Die Zeit des Weines, der die Herzen
Aufhellet, ist gekommen,
Wenn über des Horisons Wölbung
Die Nacht das Schleierkleid wirft.
Hafis! du trinke mit dem Vogte
Beileibe nicht den Wein,
Indem er sonsten in den Becher
Des Weins den Stein hineinwirft.
Hafis steckt aus den Sonnenstrahlen
Hervor einst seinen Kopf,
Wenn einstens ihm das gute Schicksal
Das Loos von Ferne zuwirft.
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