Aus: Der Buchstabe Ja
LXXX. (80)
Sagt dem Eingebildeten nichts von Rausch und
Liebesgeheimniß,
Daß er vergeh' vor Gram, sterbe an selbstischem Sinn.
Rohheit des Herzens beweist Unglauben, so sagen die
Frommen,
Wenn's so ist, wie ist's denn auf dem Pfade des Glückes?
Schwach und zärtlich, und leicht, wie der Ost, sey eben
so fröhlich,
Besser so schwächlich zu seyn, als sonst gesund und ein
Schroll.
Wer kann lieben versteckt im Winkel des Schmähens und
Tadels,
Wenn das Geheimniß des Trunks uns die Narzisse
enthüllt?
Sey verliebt, wenn dir die Geschäfte der Welt nicht nach
Wunsch geh'n.
Denn so wird dir zuletzt noch das Gemälde des Ziels.
Seit dem Tage, wo du von mir aufstandest und weggieng'st,
Haben sich wider mich alle Beschwerden empört.
Daß du vernünftig seyst, daß du nicht bleibest
unwissend,
Sag' ich dir das Wort: Halte dich nicht für gerad.
An der Schwelle geliebter Freunde gedenke des Himmels,
Wie du vom Gipfel des Glücks kömmst zu Staube herab.
Siehe die Seele, sie wirft die Liebe hinab in die
Sündfluth,
Weil aus dem innern Kampf hervorgieng ein Blitz.
Keines Zuckers bedürfen die rosenwangichten Schönen,
Denn der bitterste Wein schmecket uns lieblich im Rausch.
O ihr Frommen und Weisen saget, Kurzärmlichte saget,
Lange Hände, wie lang streckt ihr dieselben noch aus!
Trefflich hat gestern im Schenkenkreis mein Götze
gesaget,
Was sind Ungläubige dir, wenn du nicht Götzen verehrst.
Aller Größe zu Trotz hat Hafis zum Staub' sich
erniedrigt,
Um im Wasser des Aug's klar zu erblicken das Haar.
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