Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

XVII. (17)

Der Garten Edens ist die Zelle der Derwische.
Es quillt ein Ehrenquell im Dienste der Derwische.

Der Schatz der Einsamkeit mit feinem Talismann
Wird nur gehoben durch die Blicke der Derwische.

Die Sonne legt die Krone ihres Stolzes nieder,
Vor jenem Scheine der umstrahlet die Derwische.

Des Himmels herrlichster Pallast mit seinem Hüter
Ist nur ein Schatten von den Fluren der Derwische.

Der Stein der Weisen, der durch Glanz des Herzens Eisen
In Gold verkehrt, liegt in dem Umgang der Derwische.

Das Heer des Unrechts ist von Pol zu Pol gelagert,
Allein des Siegs Gelegenheit ist für Derwische.

Suchst du die Herrschaft die kein Untergang bedrohet,
Hör's ohne Groll, dieß ist die Herrschaft der Derwische.

Chosroen sind der Nöthen und der Bitten Kibla, 1
Warum? Sie selber sind die Diener der Derwische.

O Reicher prahle nicht mit deinem Glanz und Stolze;
Denn Gold und Silber ist ein Segen der Derwische.

Der Schatz Karun's er gieng zu Grund im Grimme Gottes,
Wie die Geschichten sagen, aus Mißgunst der Derwische. 2


Des Wunsches Angesicht, um das die Schönen flehen,
Erscheint im Spiegel vor dem Antlitz der Derwische.

Ich bin der Knecht des Blicks, des Großwesirs der Zeiten,
Es hat der Schahe Art, die Sitte der Derwische.

Hafis! Verlangest du des ewigen Lebens Wasser?
Es quillt im Pforten Staub der Zelle der Derwische.

Hafis hier sey bescheiden, denn des Reiches Herrschaft
Hängt ab vom Dienst den du verrichtest für Derwische.

 

1 Chosroen der Plural von Chosroes die Könige und Kaiser, sie sind die Kibla der Bitten, wohin sich alle Gesichter beim Beten wenden; sie sinds blos darum, weil sie die Derwische ehren.

2 Karun der überreiche Aegypter, dessen Schätzenun unter dem See, der seinen Namen trägt, begraben liegen.


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