Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: der Buchstabe Ta

XLIV. (44)

Des Gartens fröhliche Flur,
Der Freunde Gespräch ist lieblich.
Den Rosenhainen Heil! sie sind für
Trinkende lieblich.

Das Morgenlüftchen erquickt,
Die Seele mit frischen Düften,
Fürwahr, fürwahr! verliebter Seelen
Düfte sind lieblich.

Die Ros' ist unaufgeknospt
Der Flur zu entfliehen willens,
O klag' Bulbbul! der wunden Herzen
Klagen sind lieblich.

Viel Glück dem Sänger der Nacht
Im Liebesgebieth! die Klagen
Verliebter so die Nacht durchwachen
Dünken ihm lieblich.

Der freyen Lilie Zung 1
Ertheilte mir diese Kunde:
Der Leichtgeschürzten Thun auf dieser
Erden ist lieblich.

Vergnügten Herzens allhier
Ist Keiner, und wird es Einem,
So wird es nur dem Schelmischen und
Trunknen lieblich.

Der Welt entsagen Hafis,
Dies leitet zur Herzensfreude.
Du meine nicht, es sey der Stand der
Mächtigen lieblich.

1 Die Lilie gilt unter den Blumen, so wie die Cypreße unter den Bäumen, für die Freye und Unabhängige; weil die eine und die andere hoch und frey aufschießt, und der gerade Wuchs derselben von Aesten und Nebenzweigen frey ist. Saadi sagt:
Sey wie Palmen, fruchtbar, oder sey wenigstens wie Cypreßen, hoch und frey.



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