Aus: Der Buchstabe Ta
LXV. (65)
Herr! o mach
daß mein Freund mit Wohlseyn wieder zurückkehr',
Daß er mich befrey von dem Gerede des Volks.
Bringt mir her den Staub von diesem gereiseten Freunde,
Mein weltsehendes Aug' bleib' im Besitze davon. 1
Wehe! wehe! der Weg ist verrennt von allen vier Seiten,
Durch die Locken, durchs Maal, durch das Gesicht
und den Wuchs. 2
Heute, da ich noch in deiner Gewalt bin, erbarme dich meiner!
Morgen nützen nichts mehr Thränen der Reue dem Staub.
Du, der mit trockenem Wort die Lieb' erklärst und erläuterst,
Lebe wohl! mit dir hab' ich zu sprechen kein Wort.
Ueber das Schwerdt der Geliebten Derwisch! sollst klagen nicht länger,
Denn sie machen sich noch mit den Erschlagenen groß.
Du, verbrenne dein Kleid, es haben die Brauen des Schenken
Den Altar des Imans einmal für immer zerstört.
Gott behüte, daß ich mich deiner Härte beklage,
Unrecht von Schönen verübt, dünket mir Gnade und Huld.
Nimmer endet Hafis von deinen Locken die Sage:
An dem Tag des Gerichts hat er geknüpft das Band. 3
1 Den Staub, der dem Freunde auf der
Reise angeflogen ist, will ich mir in die Augen streichen.
2 Locken, Maal, Gesicht und Wuchs haben
wie vier Schildwachen alle Ausgänge besetzt, so daß es dem gefangenen
Herzen unmöglich ist, zu entwischen.
3 Bis an den Tag des Gerichts wird ich
fortfahren, von deinen Locken zu erzählen.
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