Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ta

LXVI. (66)

Klagen und Danken zugleich muß ich herzschmeichelnden Freunden,
Höre die Sage, wenn du kundig der Liebe dich dünkst,

Ohne Lohn und Dank hab' ich Ihm Dienste geleistet,
Nimmer sey er bedient, ohne Gewährung o Herr!

Wasser verweigert man uns Betrunknen mit trockenen Lippen,
Sind denn aus diesem Land Kenner der Weisheit entflohn!

In der finsteren Nacht verlor ich die Straße des Zieles,
Du, mein leitend Gestirn, komm aus dem Winkel hervor!

Jeder Schritt, den ich gieng, vermehrte mein Schrecken und Grauen,
Nimm dich vor Wüsten in acht, vor dem unendlichen Weg.

Niemand vermag dem Weg' ein gewißes Ende zu stecken;
Hunderttausend giebts Posten im Anfang allein.

Wie du mich immer auch schmähst, ich wende mich doch von der Thür nicht.
Ueber die Ehren des Feinds geht mir der Schimpf von dem Freund'.

Du erflehst die Liebe zuletzt, wenn du, wie Hafis, einst
Zweimal sieben getheilt, liest und behältst den Koran. 1
 

1 In einigen Exemplaren steht sieben, in den meisten vierzehnfach. Diese letzte Leseart bezieht sich auf die vierzehn verschiedenen Ueberlieferungen von den sieben ursprünglichen Lesearten des Korans. Wo sieben steht, sind entweder die sieben Lesearten selbst, oder auch die sieben Theile gemeynt, in welche der Koran zu den Zeiten der Statthalterschaft von Hedschasch untergetheilt ward. Später ward er zur Bequemlichkeit der Leser in den Moscheen in dreißig Theile getheilt, welche Dschüs heissen. Jene sieben heissen Isbaa und sind nicht zu vermischen mit den sogenannten sieben Großen, worunter die sieben Verse der ersten Sura des Korans des Satiha, d.i. die sieben Bitten dieses islamitischen Vaterunsers verstanden werden. Wie in der islamitischen Kirche der Koran, so ward in der griechischen das alte Testament in gewisse, für die Leser bestimmte Abstincte, Abschnitte abgetheilt.


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