Aus: Der Buchstabe Dal
III. (3)
O komm, des
Himmels Türke hat
Die Fastenzeit zum Raub gemacht,
Ein Zeichen hat der neue Mond
Zum Kreiselauf dem Glas gemacht. 1
Nur jenem gilt das gute Werk
Der Wallfahrt, und der Fastenzeit,
Der von dem Staub der Schenke her
Der Liebe hat Besuch gemacht.
Der Winkel in der Schenke ist
Das eigentliche Vaterland;
Mit Gütern sey belohnt von Gott
Der Mann, der diesen Bau gemacht.
Wie lieblich ist nicht das Gebet,
Wenn erst zuvor aus Herzensgram
Der Liebende mit Thränenfluth,
Mit Blut die Reinigung gemacht. 2
Sey dankbar deinem eignen Aug',
Weil das Gesicht des Freund's du schaust,
Das Auge hat, was es gemacht,
Stets mit Behutsamkeit gemacht.
Was ist der Preis für den Rubin
Des Weines anders als Vernunft?
Komm! Es gewann ein jeder noch,
Der diesen Waarentausch gemacht.
Schad'! daß die blinzende Narziß
Vom Aug' des Scheihs unsrer Stadt,
Auf alle Hefetrunkne heut
Solch einen Seitenblick gemacht.
Vor dem Altare dieser Brau'n,
Kann nur derjenige mit Recht
Verrichten ein Gebet, der eh'
Mit Blut die Reinigung gemacht.
Wenn die Gemeinde heut vielleicht
Noch dem Imame klagen soll,
So geht ihr Nachricht, daß mit Wein
Er Flecken in sein Kleid gemacht.
Du höre von Hafis, und nicht
Vom Prediger, der Liebe Wort,
Wiewohl er seine Predigten
Sehr wohlberedt und künstlich macht. 3
1 Der Türke des Himmels, d.i. die
räuberische Zeit, die alles auf der Heerstraße des Lebens mit sich
nimmt, hat nun auch die Faste weggenommen; und der neue Mond, der als
silberner Rand eines halb sichtbaren halb von Wolken verdeckten Bechers
erscheinet, ist gleichsam das Zeichen am Himmel, das die Trinker
einladet, den Becher kreisen zu lassen.
2 Anspielung auf die gesetzmäßige
Reinigung vor dem Gebete.
3 Auch der Prediger wird dir von der
Liebe (der göttlichen) sprechen, Du höre aber, was ich davon
sage.
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