Aus: Der Buchstabe Dal
IV. (4)
Eine
Nachtigall hat sich mit Herzblut
Eine Rose eigen gemacht,
Doch der Wind des Neides hat ihr Herz mit
Hundert Dornen elend gemacht.
Sieh', ein Papagey war frohen Herzens
Aus Begier nach Zuckergenuß,
Gählings hat der Waldstrom des Verderbens
All' sein Glück zu Wasser gemacht.
Meiner Augen Freude war des Herzens
Frucht, noch immer denk' ich daran,
Ach sie ist so leicht von mir entflohen,
Hat das Herz so schwer mir gemacht!
Karawanenführer, meine Ladung
Ist gefallen, hilf mir bey Gott!
Denn die Hoffnung nur auf deine Gnaden
Hat mich hieher reisen gemacht.
Du verachte nicht mein Angesicht voll
Staubes, mein befeuchtetes Aug'
Denn aus diesem Mörtel hat der Himmel
Seine Freudenwohnung gemacht.
Wehe! ob dem Neideraug', mit welchem
Auf mich sah vom Himmel der Mond,
Hat mein Mond mit seinen Bogenbrauen
Sich das Grab zur Stätte gemacht.
Ach Hafis, die Zeit hast du versäumet,
Nun ist alle Möglichkeit hin.
Aber was war sonst zu thun! das Spiel des
Himmels hat mich sorglos gemacht. 1
1 Trauerrede auf den Tod seines Sohnes,
der gestorben, ohne ihm Enkel zu geben. Der Dichter ist hier die
Nachtigall und sein Sohn die entflohene Rose. Er bedauert, daß er ihn
nicht zeitlich genug vermählte.
|