Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XXVIII. (28)

Verliere keine Zeit mit Gram,
Im Ganzen ist die Welt nichts werth,
Verkauf das Ordenskleid um Wein,
Es ist ja sonsten zu nichts werth.

Des Freundes Land sey mir geehrt,
Weil es die Männer schützt und schirmt,
Wenn nicht, was nützt mir Farsistan, 1
Es ist so vieler Müh' nicht werth.

Man giebt nicht einen Becher Wein
Für meinen Teppich in der Schenke,
Was für ein Teppich! seh't, er ist
Nicht einen Becher Weines werth.

Du wasche deine Aengstlichkeit
Vom Ordenskleide reinlich aus,
Denn alle Kuttenflecken sind
Kein Glas von rothem Weine werth.

Wie leicht scheint anfangs nicht die Fluth
Des Meeres, aus Hoffnung des Gewinnes!
Doch weit gefehlt! denn diese Fluth
Ist nicht zehntausend Perlen werth.

Die Königskron', die von der Höh'
Des Scheitels Seelen Furcht einflößt,
Ist zwar ein schöner Kopfschmuck', doch
Nicht den Verlust des Hauptes werth.

Weit beßer ist es, wenn du dein
Gesicht den Liebenden verbirgst,
Denn die Erobrung einer Welt
Ist nicht der Müh des Krieges werth.

Sey, wie Hafis, genügsam, thu'
Wie er auf diese Welt Verzicht,
Ein Gran von Niederträchtigkeit
Ist nicht zweyhundert Tonnen werth.

 

1 Farsistan, das eigentliche Persien.


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