Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XXXIII. (33)

Derjenige ist noch nicht schön,
Der seinen Wuchs, der Haarschmuck hat.
Du sey ein Sklav desjenigen,
Der dies und jenes hat.

Die Schmeicheleien der Huris
Und der Peris sind liebevoll,
Doch wahre Anmuth hat nur der,
Der das Gewiße hat.

O Rose, lache du dem Groll
Von meinem Auge freundlich zu,
Indem dasselbe aus Begier
Nach dir viel Wassers hat.

Der Bogen deiner Augenbrau'n
Hat übertroffen in der Kunst
Zu schießen, jeden Bogenschütz,
Der einen Bogen hat.

Mein Wort dringt in die Herzen ein,
Seitdem du's angenommen hast;
Ja! Ja! gewiß, das Liebeswort
Auch seine Wirkung hat.

Es ward noch Keiner auf dem Pfad
Der Liebe wahren Sinns gewiß,
Wiewohl nach seiner Faßungskraft,
Ein Jeder etwas hat.

Verschwend' mit Ausgelaß'nen nicht,
Die Worte der Freygebigkeit,
Weil jedes Wort und jeder Spruch
Auch seine Zeit und Stelle hat.

Ein schlauer Vogel singet nicht
Die Liebeslieder auf der Flur
Im Frühling, welcher einen Herbst
Noch hinter sich her hat.

Wer unterstände sich, den Ball
Der Schönheit zu entwenden dir,
Die Sonne selber ist kein Held,
Der festen Zügel hat.

Den andern Dichtern sey Hafis:
O prahlet nicht mit Eurer Kunst,
Vergeßt nicht, daß Hafisens Lied
Die Kunst der Rede hat.


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