Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

XL. (40)

Freudige Kunde mein Herz, weil wieder der Ostwind zurückkommt, 1
Weil nun aus Saba Hudhud mit froher Nachricht zurückkommt,

Sänger des Morgens, beginn' nun wieder Davidens Gesänge,
Weil die Ros', als Salomon aus den Lüften zurückkommt.

Süßen Geruch des Weins hat der Kelch der Tulpe vernommen,
Siehe, wie sie, den Brand des Innern zu heilen, zurückkommt;

Saget, welcher Weise versteht die Lilienzunge,
Daß er sie frag', warum sie gieng, warum sie zurückkommt?

Strömet ihr Thränen nur zu, der Karawane des Freunds nach,
Bis zu meinem Ohr der Schall der Glocke zurückkommt.

Mein mir von Gott gegebenes Loos hat sich gnädig erwiesen,
Weil dies steinerne Herz um Gotteswillen zurückkommt,

Siehe die Huld! denn hat gleich Hafis die Treue gebrochen,
Ist er so gütig, daß er zu meiner Thüre zurückkommt.

 

1 Hafis freuet sich zugleich über die Rückkunft des Frühlings, und über die seiner Geliebten. Die ersten vier Strophen drücken seine Freude über die Rückkunft des Lenzes, die drey letzten seine Sehnsucht nach der Geliebten aus. Jede der vier ersten enthält eine besondere Anspielung: die erste auf die Liebe Salomons, und auf seinen Kabinetskurier, den Widhopf Hudhud, welcher ihm Kunde von Saba's Königinn brachte. Die zweite auf den Ostwind, der Salomons Reitpferd war. Die Rose, als Königinn der Blumen, reitet, wie Salomo, auf dem Ostwind, d.i. Rosenblätter fliegen in der Luft. Die dritte Strophe spielt auf die schwarzen Staubfäden, und die vierte auf die zungenförmigen Blätter der Lilien an.


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