Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

LIV. (54)

Der Ostwind hat gestern mir Kunde gebracht,
Es seyen die Tage des Lebens vollbracht.
O komme Geliebte, die vom Paradies
Der Hüter für mich auf die Erde gebracht.

Wir geh'n nach Schiras mit der Hülfe des Freunds;
Ein guter Gefährt, den das Glück mir gebracht!
Wie viele der Seufzer versandt' ich zum Mond,
Seit ich meinen Mond in Erinnrung gebracht.

O halte in Ehren das weiche Gemüth,
Es hat oft die Krone des Königs gebracht.
Hafis hob zum Himmel die Fahne des Siegs,
Als er die Gedichte dem Schahe gebracht. 1

 

1 Hafis sang dieses Gasel als Gelegenheitsgedicht zur Thronbesteigung Sultan Mansur's aus der Dynastie Mosaffer; er gehörte unter die Lieblinge des Fürsten, und ruft ihm daher dieses O sol / Pulcher! o laudande! in voller Begeisterung zu. In dem letzten Verse ist eine Anspielung auf den Namen Mansur, das sowohl siegreich bedeutet, als auch der Name des Fürsten war. Als sein Lobredner und Preissänger durfte er sagen, daß er die Fahne des Siegs oder des Schahs Mansur zum Himmel erhoben.


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