Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Dal

CLXIV. (164)

Gerechter Schah! der Himmel soll
Dein Hefentrinker seyn! 1
Dein schwarzer Feind soll Tulpen gleich
In Blut versenket seyn!

Der Gipfel deiner Größe soll
Erhaben, jeder Tritt,
Dem Reisenden ein langer Weg
Von tausend Jahren seyn! 2

Die schwarze krause Locke ist
Das Lampenaug' der Welt,
Die Seele möge durch das Glück
Hineingehauchet seyn!

O Mond des Rechts, der Billigkeit,
Du Leuchte dieser Welt!
In deinem Becher, deinem Glas
Soll reiner Wein stets seyn!

Da Sohre selbst zu deinem Lob
Der Leier Saiten stimmt,
So soll zu diesem Ton dein Feind
Wehklagend, seufzend seyn!

Des Himmels neungedeckter Tisch, 3
Sein Gold und Silberbrod,
Soll von dem Tische deiner Huld
Ein kleiner Bißen seyn.

Die Jungfrau meines Sinnes ist
Verlobt mit deinem Lob,
Die Mitgift dieser Schönen soll
Dir überlassen seyn.

Hafis gab dir in diesem Lied
Das Sklavenzeugniß ab,
Und deine milde Gnade soll
Hievon der Zeuge seyn.

 

1 Der Himmel warte dir auf, wie der Schlechteste der Diener, der mit dem Reste des Weines, mit den Hefen des Bechers vorlieb nehmen muß. Das persische Wort Piale hat sich in dem griechischen jialh, das eine Fontaine bedeutet, erhalten.

2 Der Berg deiner Größe sey so erhaben, daß es tausend Jahre brauchen soll, auch nur die erste Stufe zu ersteigen.

3 Hafis stellt sich die neun Himmeln des Ptolomäischen Systems als neun runde Tische vor, auf denen Sonne und Mond als Brod und Semmel liegt, oder vielmehr weil die Morgenländer keine Brodlaibe wie wir, noch weniger Semmeln haben, als runde dünne Flecken, die man auf den Tisch legt.


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