Aus: Der Buchstabe Schin
V. (5)
Ergreif' das
Glas, wo Tulpen sind
Und lasse die Verstellung;
Geselle dich dem Ostwind zu,
Ob dem Geruch der Rose.
Verlangest du Geheimniße,
Wie Dschem, einst zu errathen,
So komm' geselle dich zum Glas,
Worin du Welten schauest.
Ich sage dir ja nicht, daß du
Das ganze Jahr durch trinkest,
Ich sage: trink' drey Monate
Und bete die neun andern.
Wenn dich der viel erfahrne Greis
Der Liebe trinken heißet,
So trinke und erwarte dann
Dafür den Segen Gottes.
Wiewohl hier alles Knospen gleich
Zusammgeschnuret ist,
So öffne du dennoch dein Herz
Dem Hauch des Frühlingswind's.
O suche keine Treue hier,
Wenn meinem Wort du glaubest,
Such' eher noch des Simorgs Nest,
Such' eh' den Stein der Weisen.
Gesell' Hafis dich nicht zur Schaar
Der jungen fremden Meister,
Geselle dich vielmehr zur Schaar
Der wohlbekannten Trinker.
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