Aus: Der Buchstabe Schin
XIX.
(19)
Als der Ostwind aus ihren Locken hauchte,
Lebten Kranke, die er umfloß, von Neuem.
Wo sind Freunde, daß ich den Gram erzähle,
Den mein Herz von der Trennung erlitten.
Sieh'! der Bothe des Morgens überbringt dir
Einen Brief mit dem Blut des Augs versiegelt.
Nachgeahmt hat Natur dein Rosenantlitz
Und ihr Werk dann beschämt versteckt in Knospen.
Sorglos bist du, die Liebe hat kein Ende;
Preis den Herrn, denn er ist auch unendlich!
Nachsicht Kaaba der Schönheit hast du nöthig,
Denn die Wüste verbrennt beseelte Herzen.
Ach wer bringt in mein Haus die Trauerkunde
Von dem Jusuf des Herzens aus dem Kinnbrunn! 1
Ihre Locken ergreif' ich, leg' sie in die
Hand des Herren, damit er mich doch räche.
Morgens hörte ich von den Nachtigallen
Auf der Wiese Hafisen's süße Lieder.
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Mein Herz ist mein geliebter Sohn. Dieser ist in den Brunnen des
Kinngrübchens gefallen wie der aegyptische Joseph.
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