Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

X. (10)

Frohe Kunde, das Heil ist nun gegönnt mit Recht
Den Bewohnern von Salem
Wer die mächtige Huld dankbar erkennt und schätzt
Lobt und preiset den Herren.

Wo? o wo ist der Both', welcher hievon heut uns
Freudenkunde gegeben?
Daß statt Silber und Gold hin auf die Erde ich
Streuen möge die Seele.

Wer Verträge zerstört wird vom gerechten Loos,
Scharf gezüchtiget werden.
Von Vernünftigen ward Bund und Vertrag von je
Hoch und heilig gehalten.

Welche schönre Gestalt nehmen die Dinge nun
Da der Kaiser zurückkehrt.
Was der Feind durch Betrug Arges geschmiedet hat,
Ist zu Wasser geworden.

Freilich hatte der Feind auf der Erbarmungen
Wolken Hoffnung gegründet,
Aber ausser der Fluth, welche den Augen entströmt,
Hat er keine gesehen.

In die Fluthen des Grams stürzt er hinunter
In die Fluthen des Niles;
Freilich hat er hernach Buße gethan, allein
Viel zu spät ist die Reue.

Komm' o Schenke jetzt sind die Tage der Rosenzeit,
Jetzt sind die Tage der Freude.
Bring' den Becher heraus, weiters bekümmre
Dich ums minder und mehr nicht.

Höre was dir das Glas Alles erzählen wird:
Diese Wiedervermählte
Hatte manchen Gemahl, mächtig und glorreich
Dschem und Keikobade. 2

Herz! verlange du nach dem Vermögen Dschem's,
Wünsche du nur den Becher.
Dieses sang einst Bülbül in dem Garten des
Reichspallastes Dschemschides.

Zum beständigen Wohnort hat Hafis sich die
Schenke einmal erwählet,
So erwählt sich der Löw' Wälder zum Aufenthalt,
Und der Vogel die Fluren.

 

1 Siehe die Note zur fünften Gasele des Buchstaben Lam. Hier werden unter den Bewohnern von Salem die von Schiras verstanden, und das ähnlich klingende Wort statt Selma ist Selam, Heil Selam Aleikom, Heil euch.

 

2 Die Welt oder das Glück hat viele Anbeter gehabt, und unter diesen waren Fürsten wie Dschem und Keikobad, und doch hat diese Ungetreue alle verlassen.


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