Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

XVII. (17)

Was suchest du bei uns das Heil?
Bewillkommt haben wir die Trunkenen,
Wir haben zur Narzißenzeit
Zu deinem Heil Gebete hergesagt.

Ich steh' am Schenkenthor, mach auf!
Das Kloster hat uns wahrlich nichts genützt.
Glaub' oder nicht, dies ist das Wort,
Das wir so oft dir haben vorgesagt.

Es hat o Schenke! mich dein Aug'
Zerstört, ich bin verwüstet und dahin!
Dem Unglück, das vom Freunde kam,
Hab' ich mit Lust Willkommen hergesagt.

Ich sprach ein Buchsbaum ist dein Wuchs,
Deß schämte sich vor mir der traute Freund,
Er sprach: Was soll denn der Vergleich,
Welch' eine Kinderey hast du gesagt.

Wenn du dich meiner nicht erbarmst,
So wirst du einst bereuen deine That,
Bewahre stets in dem Gemüth,
Was deinem Dienst zu Liebe ich gesagt.

Mein ganzes Herz ist voll von Blut,
Wie Blasen, die der reine Moschus füllt,
Und dies ist Strafe, wohl verdient,
Weil ich von krummen Locken hab' gesagt.

Hafis du wurdest zwar zur Gluth,
Jedoch ergreift sie deine Freundinn nicht,
Ich habe von der Rose Thun,
Dem Ostwind die Geschichte hergesagt. 1

1 So wenig als es etwas auf die Rose wirken wird, wenn sich die Nachtigall über ihre Unbeständigkeit und Flatterhaftigkeit beim Ostwind beklagen wollte, eben so wenig nützt es Hafisen der Freundinn zu erzählen, daß er aus Liebe zu ihr in Gluth verwandelt worden.


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