Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

XLI. (41)

Wenn ich zur Spitze der Locken gelangte,
Schlug' ich viel Köpfe als Schlägel davon.

Wohl wird durch Locken das Leben verlängert,
Aber noch ward mir kein Härchen davon,

Kerze, o gieb mir des Schmetterlings Ruhe,
Denn ich zerschmelze vor dir wie das Wachs.

Wenn ich wie Flaschen die Seele verlache 1
Wünsch' ich, daß Trunk'ne leben für mich.

Weil mein Gebet nicht befreyt ist von Mackeln,
Hör' ich nicht auf in den Schenken zu fleh'n,

Wenn ich in Schenken, in Tempeln dich sehe,
Mach' ich die Brauen zum hohen Altar.

Wenn dein Gesicht mein Gemach einst erleuchtet,
Heb ich den Kopf wie der Morgen empor.

Endlich gelingt es mir doch wie Mahmuden
Wenn ich verliere den Kopf für Ajas. 2

Könnte Hafis sein Geheimniß vertrauen,
Da zum Vertrauten das Glas Er nur hat?

 

1 Der Wein ist die Seele der Flasche, wenn er ausgegossen wird, macht die Flasche Glu Glu, d.i. sie opfert lachend die Seele.

2 Ajas der Liebling Schah Mahmud Sabuktegins des großen Königs der Chasnewiden.


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