Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Mim

XLIV. (44)

Lange schon ziel ich nach meinem höchsten Wunsche,
Fleh' auf Kosten von meinem guten Namen.

Daß nicht ohne den Mond die Zeit verfließe.
Stellte ich auf dem Weg ein Vogelnetz auf,

Kommt von dieser Cypresse zu mir Kunde,
Bring ich Bothschaft der Liebe allen Schönen.

Meinen Kummer vollenden heisse Seufzer,
Die ich Abends und Morgens blutig stöhne.

Wo ist Mihr und Wefa, Oreng, Gültscheher 1
Leer für mich ist der Platz zurückgeblieben.

Weiß ich gleich, daß sie mir nicht Ruhe schenket,
Fahr ich doch immer fort, auf sie zu losen. 2

Außer mir, und voll Reue, gleich Hafisen,
Stoß ich Gläser an in frommen Kreisen.

 

1 Der Name bekannter persischer Romane; Mihr und Oreng die Liebenden, Wefa und Gültscheher die Geliebten. Wer spricht nun mehr von der Liebe dieser Romanhelden, seit meiner kund geworden ist?

2 Das Fal zu werfen, eine Art des Looses auf ihren Namen.


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