Aus: Der Buchstabe Mim
XLV. (45)
Heute ist's
Fest, ich meine die dreyßig
Tage der Fasten nun zu vertrinken.
Seit ein paar Tagen sah ich nicht Gläser,
Schenken und Wein, gefehlet ist dieses.
Ha! nun entflöh' ich einsamen Zellen,
Wenn mir der Mönch auch Fesseln anschlüge.
Prediger gaben heilsamen Rath mir;
Aber ich lasse mich nicht berathen.
Wo ist der Held, der stirbt in der Schenke,
Daß ich zu seinen Füßen auch sterbe?
Sieh mit dem Teppich bin ich betrunken,
Weh! wenn das Volk den Heuchler entlarvet.
Höre, Hafis, so sagt man, der alte
Wein ist mir mehr werth, als hundert der Alten. 1
1 Die alten bärtigen Rathgeber und
Moralisten.
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