Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XII. (12)

Es strahlt in deinem Angesicht
Der Herrschaft Schimmer,
In deinem Sinn verstecket sich
Die Weisheit Gottes.

Gelobt sey Gott, es hat dein Kiel
Mit einem Tropfen
Geöffnet hundert Quellen Licht
Im Reich des Glaubens.

Der Schimmer Gottes strahlet nicht
Auf Ahrimanen,
Du hast das Reich, du hast den Ring,
Herrsch' nach Belieben.

Wer über Salomons Gewalt
Noch Zweifel heget,
Dem lachet in das Angesicht
So Fisch als Vogel.

Es setzt der Falke zwar auf's Haupt
Ein kleines Häubchen,
Doch wissen Herrscherrecht und Brauch
Des Kafes Vögel.

Das Schwert, das selbst der Himmel tränkt
Mit seinem Wasser,
Erobert eine ganze Welt,
Doch ohne Heere.

Es schreibet deine Feder schön
Für Freund' und Feinde;
Des Freundes Leben wird vermehrt,
Des Feinds vermindert.

Du hast in dir das Element
Des Steins der Weisen;
Dein Glück ist von des Unglücks Sturm
Sehr weit entfernet.

Wenn deines Schwertes Funkelschein
In Schachten fiele,
So würden die Rubinen selbst
Davor erblassen.

Mein Glas ist schon durch lange Zeit
Geleert vom Weine,
Sieh, so beginn' ich den Proceß,
Der Vogt sey Zeuge.

Ich weiß, daß du Erbarmung hast
Mit Nachtdurchwachern.
O frag' den Ost, er saget dir,
Wie es mir gehet.

O Schenke, bringe mir ein Glas
Vom Haus des Wirthes,
Daß ich mir von dem Klosterstolz
Die Kleider wasche.

Seit daß die Herrschaft Anfang nahm
Bei Adamssöhnen,
Hat Keiner dieses noch so gut
Wie du begriffen.

Der Himmel thuet nichts zu leid
Den reinen Engeln,
Auf mich häuft sich des Unglücks Last
O meine Zuflucht.

Hat der Empörung Wetterstrahl
Bei Menschen eingeschlagen,
Wer fraget ums Gebrechliche
Von unsern Sünden.

Hafis sey gegen deinen Schah
Nicht ungehalten,
Wenn der dir auch den Namen raubt,
So komm' zurücke!

O du der Gnaden Zufluchtsort,
Du Huldverspender!
Erbarme dich, viel Unglücks kam
Auf diesen Armen.


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