Mohammed Schemsed-din Hafis

(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)


Aus: Der Buchstabe Ja

XLV. (45)

Des Morgens sprach der Schenke Both'
Zu mir mit einem Glückwunsch:
O komm zurück, ich weiß du bist
Hier Einer aus den Alten.

Setz' an den Becher, wie einst Dschem,
Trink' ihn bis an die Hefen,
Des Glases Schimmer thue kund,
Die Gaben seiner Herrschaft.

Es liegen an der Schenke Thür'
Berauschte Kalendere,
Sie spielen mit der Herrschaft Thon,
Den sie um nichts verschenken.

Ich halte mich mit meiner Kraft
Stets zu der Schenkenthüre,
So steige ich, so klein ich bin,
Bis an des Himmels Zinnen.

O Reisender, geh' höflich um
Mit Bettlern an der Schenke,
Das Reich von dem geringsten reicht
Von einem Pol zum andern.

Begieb dich ohne Chiser nicht
Auf diese weite Reise, 1
Der Weg ist finster, fürchte dich
Vor mancherlei Gefahren.

Hafis! du vielbegehrender,
O schäme dich der Sage,
Wo hast du Großes schon gethan,
Daß du den Lohn begehrst?

Vielleicht bist du gar nicht im Stand,
An's Armuthsthor zu klopfen,
Gieb wenigstens den Herrscherkreis
Nicht so aus deinen Händen.

 

1 Chiser der Hüter des Quells des Lebens, auch der Wegweiser des Moses auf einer Reise, die sie nach der orientalischen Legende unternahmen, um sich über Loos und Vorherbestimmung zu überzeugen.


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