Aus: Der Buchstabe Ta
LXIV. (64)
O Du, ferne von mir! sey Gott befohlen!
Ich Verbrannter, ich bin Dir gut von Herzen.
Glaub' nicht, daß ich die Hand von deinem Saume
Lasse, bis mich das Tuch des Grabes umwickelt.
Zeige mir den Altar von deinen Brauen,
Daß zum Morgengebet die Händ' ich hebe.
Soll nach Babel ich gehen, zum Zaubrer Harut,
1
Alles würde versucht, dich mitzunehmen.
Du, verleihe mir Kraft, daß zu den Füßen
Perlen ich streu' aus meinen Augen. 2
Sieh', es fließet der Strom von meinen Thränen,
Daß der Saamen der Lieb' aus Dir entsprieße. 3
Du vergoßest mein Blut, den Gram der Trennung
Nahmst du aber hinweg, mit deinen Dolchen.
Daß ich sterbe, das willst du ungetreuer
Arzt! den Knaben besuch', er harret Deiner.
Wein und Mährchen Hafis geziemen dir nicht, 4
Auch das kleinste Vergehn werd' ich bestrafen.
1 Harut, einer der zwey im
Brunnen zu Babel aufgehängten Engel, welche die Menschen
die Zauberei lehrten.
2 Erlaube
mir, bei deinen Füßen mich auszuweinen.
3 Ich
bewässre den Saamen der Liebe mit meinen Thränen, damit
er desto schöner emporsprosse.
4 Wie
wenig du dich auch mit Wein und Mährchen abgeben
mögest, so verdienst du doch meine Ungnade, und
entfernst dich hiedurch aus meinem Herzen. So führt der
Dichter die Strafrede des Geliebten auf sich selbst
gerichtet an.
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