Aus: Der Buchstabe Ta
LXIX. (69)
Aller Ertrag der Werkstatt des Seyns ist Nichts.
Bringe mir Wein, die Güter der Welt sind Nichts.
Seele, wie Leib, begehren Genuß und Lust,
Thäten sie's nicht, so wären sie beide Nichts.
Glück ist nur das, was blutigen Schweiß nicht braucht,
Denn mit Bemüh'n sind himmlische Fluren Nichts.
Forsche nicht nach dem Tuba des Schattens, halb
Schauest du recht, o Ceder! er sinkt in Nichts. 1
Wenn du verweilst fünf Tage, nur auf der Post,
Ruhe dich aus, denn dieser Termin ist Nichts.
Schenke ich harr' am Rand des Verderbens, komm' 2
Nütze die Zeit, von Lippen zum Mund ist Nichts.
Denk' nicht an Schimpf und sey wie die Rose, froh,
Kräfte der Welt, sie gehen vorbei, sind Nichts.
Klausner! o fürcht' den heiligen Eifergeist,
Zwischen dem Weg der Schenk' und der Zell' ist Nichts.
Daß ich verbrannt mit Klagen und Wehgeschrey
Allen die Noth bekenne, ist freilich Nichts.
Löblichen Ruf zwar hat sich Hafis verdient,
Aber es nützet ihn bei Betrunk'nen Nichts.
1 Tuba, der Baum des
Paradieses; wenn du, meine Ceder, mein Geliebter
demselben gerade ins Gesicht schauest, so versinket er
aus Scham vor deinem Wuchse in Nichts.
2 So
nahe als es von den Lippen zum Munde ist, so nahe steh'
ich am Rande des Verderbens.
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