Mohammed
Schemsed-din Hafis
(Übersetzung: Joseph von Hammer-Purgstall)
1 Was die Dichter und Hafis selbst
der Cypreße sonst zum Lobe ausspricht, nämlich ihr
freies, hohes, von allem irdischen Staube weit erhabenes,
zurückgezogenes Wesen wird ihr hier zum Tadel
angerechnet; daß sie so hoch aufschießt, eh' sie Aeste
treibt, daß diese Aeste nicht zur Erde gesenkt sind, wie
die der übrigen Bäume, sondern gerade wie der Stamm zum
Himmel emporstreben, ist zwar sehr schön, meint Hafis,
aber doch auch ein Zeichen von Selbstgenügsamkeit, die
alle Verbindung und Berührung mit dem mütterlichen
Boden verschmähend gar wohl den Vorwurf der Selbstsucht
verdient. Hierinn steht nun die Cypreße weit hinter dem
Freunde, der des eben so hohen Wuchses wegen gelobt, aber
nicht der Selbstsucht beschuldigt zu werden verdient.
Hafis betrachtet hier nur die Kehrseite der Medaille,
denn insgemein wird die Cypreße nur gepriesen als das
Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit, so wie die Palme
als das Symbol der Großmuth und Freigebigkeit. So sagt
Saadi: |