Aus: Der Buchstabe Dal
I. (1)
Hast du gesehen mein Herz, was der Gram der Liebe gethan
hat,
Wie die Huldinn entfloh, was Sie dem Treuen gethan,
Schau das seltene Spiel, was die Zaubernarziße gespielt
hat,
Ach der Trunkene! schau, was er dem Weisen gethan.
Liebe, gefärbt sind meine Thränen durch Härte des
Freundes,
Schau, was unfreundlich das Loos mir zum Verdruße
gethan.
Morgens strahlte ein Blitz herüber von Leila's
Wohnung,
Ach! im Hause Medschnun's hat er viel Unheil
gethan!
Schenke, gieb mir den Becher mit Wein, denn keiner
ergründet,
Was der Schöpfer der Welt Wunder in Zirkeln gethan,
Keiner weiß, was Er, der Maler des sternichten Himmels,
Vom Geheimniß bedeckt, hinter dem Schleier gethan. 1
Liebesgedanken und Sinn hat das Herz Hafisens entflammet,
2
Seht, was der alte Freund seinem Geliebten gethan.
1 Keiner kennt die Ratschlüße
des Schicksals, ob es ihm Glück oder Unglück, ein
kurzes oder langes Leben bestimmt hat. In dem
vorhergehenden Verse erscheint Gott als der große
Baumeister der Welt. Niemand weiß, wie er den Zirkel
gedreht, wie er den Riß entworfen zum Baue des
menschlichen Schicksals, da es nun keiner weiß, und
viele Worte hierüber dennoch zu nichts führen, so ist
es besser, die Grillen zu vertrinken.
2 Das persische Wort Sucht
kann hier sowohl für brennen als für anzünden
genommen werden, die Übersetzung läßt es deßhalb
unentschieden, ob das Herz den Sinn oder der Sinn das
Herz entflamme.
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